Heute mal etwas "geschichtliches"

Heute vor genau 50 Jahren kam es zu einem Unglück auf der Nordsee, von dem ich euch berichten möchte. Mich hat der Bericht sehr bewegt und ich werde nicht versuchen, ihn mit meinen eigenen Worten zu erzählen, sondern ich werde den Text, der heute, 23.2.17 in der DLZ erschienen ist, abschreiben.
Der Bericht aus der Zeitung stammt von Christoph Hecht und ich hoffe, Herr Hecht ist damit einverstanden, dass ich seinen Text heute in meinem Blog veröffentliche.

                                                 Plötzlich herrschte Funkstille
                                 Das Unglück der Adolph Bermpohl jährt sich heute zum 50. Mal

Helgoland - Peitschender Sturm, meterhohe Wellen: Im Frühjahr 1967 wagen sich 4 mutige Männer während eines Orkans auf die tosende Nordsee hinaus, um Leben zu retten. Keiner von ihnen kehrt zurück.

Heute vor 50 Jahren verunglückte der Seenotkreuzer Adolph Bermpohl. Dabei verloren alle 4 Besatzungsmitglieder sowie 3 zuvor gerettete Fischer ihr Leben. Der 23. Februar ist ein schwarzer Tag in der Geschichte der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) - bis heute. An jenem Tag fegte ein heftiger Sturm über die Nordsee. Wie viele andere Einheiten der DGzRS war die auf Helgoland stationierte Adolph Bermpohl im Dauereinsatz, um in Not geratenen Schiffen und Booten zu helfen.
Gegen 16.00h erreichte die ostfriesische Küstenfunkstelle Norddeich ein Mayday-Ruf der TM1 Burgemeester van Kampen. Der niederländische Fischkutter, der sich zu diesem Zeitpunkt etwa 10 Seemeilen nördlich von Helgoland befand, meldete starken Wassereinbruch. Daraufhin nahm die Mannschaft der Adolph Bermpohl, bestehend aus Vormann Paul Denker (54), Hans-Jürgen Klatsche (27), Otto Schülke (53) und Günter Kuchenbecker (38), Kurs auf den Havaristen.
Etwa eine Stunde später kamen die Einsatzkräfte bei dem hilfebedürftigen Schiff an. Mit Hilfe des Tochterbootes Vegesack retteten sie die Fischer Jakob Vos (28), Schelte Westerhuis (27) und Rommert Bijma (32). Die Burgemeester van Kampen wurde aufgegeben, da sie wegen ihres Zustandes und des Seegangs nicht in einen Hafen geschleppt werden konnte. "Im Funkverkehr deutet zu diesem Zeitpunkt nichts auf das große Unheil hin", sagt DGzRS-Presssprecher Christian Stipeldey.  Im Gegenteil:"Die Seenotretter meldeten die erfolgreiche Rettung und hoben den Notfall auf." Es sollte der letzte Funkspruch der Adolph Bermpohl gewesen sein.
Was danach geschehen ist, liegt im Bereich der Mutmaßungen. Vermutlich sei die Verfassung der Schiffbrüchigen so schlecht gewesen, dass sich Helfer - entgegen ihrer ursprünglichen Absicht - dafür entschieden, die Fischer von der Vegesack an Bord der Adolph Bermpohl zu bringen, so Stipeldey. Dafür positionierten sich die beiden Schiffe offenbar längsseits nebeneinander. Angesichts der hohen Wellen ein sehr gefährliches Manöver. "Aber nur auf dem Seenotkreuzer war eine Versorgung in geheizten Räumen möglich", erklärt der DGzRS-Sprecher.
Die Annahme, dass die Geretteten auf das größere Schiff umgesetzt werden sollten, wird durch die Aussage eines Leuchtturmwärters gestützt, der in der Helgoländer Nordeinfahrt gegen 18.45h zwei weiße Lichter beobachtete. Dabei handelte es sich offenbar um die Adolph Bermpohl und ihr nebenher fahrendes Tochterboot. Gegen 19.00h verschwanden die Lichter dann plötzlich.
Als der Seenotkreuzer auch nach Stunden nicht in den Helgoländer Hafen zurückgekehrt war, wurde die Seenotleitung in Bremen unruhig. Die Küstenfunkstellen riefen die Adolph Bermpohl ununterbrochen, doch sie bekamen keine Antwort. Noch in der Nacht wurde eine großangelegte Suchaktion nach dem Schiff und den an Bord befindlichen Personen eingeleitet - zunächst ohne Ergebnis.
Erst in der Morgendämmerung fand der Helgoland-Versorger Atlantis schließlich den treibenden Seenotrettungskreuzer südlich von Helgoland. "Diese Momente neben dem dunklen Schiff, ohne zu wissen, ob nicht doch noch einer schwer verletzt drin liegt, das ist mit die schlimmste Erinnerung, die ich habe", sagt Hinrich Pick.
                                                                  (Foto aus der DLZ vom 23.2.17)
Hinrich Pick mit einem Modell der Adolph Bermpohl. Als Steuermann des Helgoland-Versorgers Atlantis fand er den führerlos in der Nordsee treibenden Seenotrettungskreuzer.

Der heute 75-jährige arbeitete damals als Steuermann der Atlantis. Ein Frachter fand am nächsten Tag die kieloben treibende Vegesack. Beide Schiffe waren menschenleer. In den darauffolgenden Monaten gab die See die Leichname von fünf der sieben vermissten Seeleute wieder frei. Zwei, ein Fischer und ein Besatzungsmitglied der Adolph Bermpohl, wurden nie gefunden.
Da es keine Überlebenden - und damit auch keine Augenzeugen - gibt, konnte das tragische Unglück der Adolph Bermpohl und ihres Tochterbootes Vegesack nie vollständig aufgeklärt werden. Anhand des Funkverkehrs und der festgestellten Schäden folgerten die Unfallermittler, dass die beiden Schiffe von einer schweren Grundsee getroffen wurden.
Aber das sind nur Vermutungen. Was genau den sieben Seeleuten am frühen Abend des 23. Februar 1967 zum Verhängnis wurde, wird wohl für immer ein Geheimnis des Meeres bleiben.
                                                               (Foto aus der DLZ vom 23.2.17)
Seit dem vergangenen Jahr steht im niederländischen Termunterzijl, dem Heimathafen der Burgemeester van Kampen, ein Denkmal für die Opfer des Adolph Bermpohl-Unglücks.


Ich glaube, jetzt wisst ihr, warum mich dieser Bericht so sehr bewegt hat und ich ihn nicht verändern wollte.


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